Hospitationstagebuch By Deborah Thomas

First Day at the MPD – 3rd February 2020

Heute war ein aufregender Tag für mich. Um 10 Uhr sollte ich im Miami PD begrüßt werden. Ich war natürlich total aufgeregt, denn ich hatte keine Ahnung wo ich hin musste und was mich erwarten würde. Ich wolle extra pünktlich losfahren, was ich meiner Meinung nach auch tat, doch der Verkehr war der Horror, sodass ich 10:30 Uhr ankam.

Ich lernte Rachel Hendrickson endlich persönlich kennen und sie war sehr nett, zeigte mir alles Wichtige (z.B. Die Cafeteria) und wollte sich noch dafür einsetzen, dass ich bereits am Donnerstag in das Zimmer in der IPI einziehen kann. Zuerst durfte ich einmal in das Real Time Crime Center reinschauen. Es war wirklich sehr interessant. Sie haben dort 25 Kameras mit denen sie alle Straßen Miamis überwachen können und so etwas wie einen Shooting Tracker, welcher alle fallenden Schüsse aufzeichnet, ortet und sofort an die Zentrale sowie alle Funkwagen weiterleitet, wirklich sehr cool. Es zeigt sogar an wie viele Schüsse gefallen sind, unvorstellbar in Deutschland. Und natürlich war das ganze Zimmer voller Monitore und Fernseher. Sie haben mir schließlich sogar einen Coin ihrer Unit gegeben. Ich hoffe, dass ich am Ende möglichst viel Coins und Patches sammeln konnte.

Dann hatte ich Lunch. Danach ging es für mich auf meine erste Patrol. Mein Officer war Mrs. Tiffany Emile. Ich war begeistert von ihrer Ausstrahlung. Ich konnte sie alles fragen und sie war sehr locker drauf. Bevor es raus auf die Straße ging, saßen alle Officers in einem Schulraum zusammen, dort ist immer vorneweg eine Art Einweisung oder auch Preparation. Alle Sergeants waren da und rekapitulierten auch noch mal den SuperBowl und die dortigen Einsätze. Es war wirklich cool dort mitten in dieser „Konferenz“ zu sitzen. Und die Uniform sieht wirklich eindrucksvoll aus. Dann fuhren wir raus und das erste Ziel war natürlich, ganz nach dem Klischee, ein Food Restaurant. Wir holten uns also einen Smoothie und dann machten wir uns los auf die Suche nach Aufträgen oder zu kontrollierenden Autos. Tiffany fährt meistens zusammen mit Anthony Mack, er ist ihr Partner weil sie zusammen zur Police Academy gingen.

Unser erster Auftrag war eine Frau in einem Obdachlosenheim aufnehmen zu lassen. Autos zum Anhalten fanden wir nicht wirklich. Später aßen wir noch einmal etwas in einem Hotel, wo sie öfter hingehen. Tiffany sagte auch, dass es ein sehr langweiliger Tag sei. Gegen halb sieben gab es eine Schießerei, 11 Schüsse, ein junger Mann wurde einmal am Arm getroffen. Er hat überlebt, aber den Täter hatten sie erstmal nicht. Ich durfte am Ereignisort mit aussteigen, aber nur weil die Situation unter Kontrolle war. Das ist sie immer dann, wenn bereits andere Officers früher vor Ort sind. Ich wurde um 8 wieder auf meinen Wunsch hin an der Station abgesetzt. Ich hatte ja noch eine Stunde Fahrt Richtung Homestead vor mir. Normalerweise geht die B-Shift bis um 11. Es gibt A-, B- und C-Shift.

Infos:

  • jeder Officer hat immer sein eigenes Auto, mit Laptop und fährt auch alleine Streife
  • Jeder Officer kann auf seinem Laptop alle Einsätze sehen, auch die der anderen und wo
  • Außerdem können sie selbst Recherche betreiben (Kennzeichen und Personen überprüfen)
  • In den USA dürfen Autos nicht ohne Verdacht angehalten werden.
  • Die Kontrollen nennen sie „Traffic Stop“ und der Code dafür lautet 19. (In den USA wird über Funk fast ausschließlich über Codes kommuniziert)
  • Wenn jemand einen Auftrag hat, fährt ein weiterer Officer der in der Nähe ist auch mit an
  • Die Officers dort können sich wie eine Art Partner aussuchen, wie sie wollen
  • Die Ausbildung dauert 6 Monate, dort lernen sie erstmal nur das Gesetz, dann haben sie 6 Wochen Praxistraining mit Szenarien, sodass sie auf alles vorbereitet sind und alle möglichen Handlungen durchlaufen wie bei uns im PHT, dann vier Monate Praktikum wie bei uns, dort gehen sie bei einem Officer mit aufs Auto, schauen zu und lernen. Sie haben dann jeden Monat einen anderen an ihrer Seite, um möglichst viele Einblicke zu bekommen und dann 8 Monate Probezeit, in der sie allerdings schon alleine fahren, dann sind sie fertig nach ca. 1 1/2 Jahren.
  • Das City of Miami Department ist in drei Distrikte unterteilt: North, Central und South. Und diese warden nochmal in mehrere Neighborhoods untergliedert. Insgesamt gibt es 12 NETs in der City of Miami.

4th Feb. 2020 Homicide Unit 

Heute war ich in der Homicide Unit, sozusagen bei den Mordermittlern. Sie behandeln alle Todesfälle, also vergleichbar mit unserer Kriminaltechnik, nur dass die Spuren hier von der Crime Scene Unit aufgenommen und gesichert werden. Diese beiden Units arbeiten also sehr eng zusammen. Morgen bin ich bei der Crime Scene Unit und werde dazu dann mehr erzählen können. Der Tag dort war heute ganz okay, es ist nicht die spannendste Arbeit, es gibt immer viel zu schreiben, ähnlich wie bei uns. Wir sind zu einer Leiche gefahren, dort hat der Ermittler dem Toten nur kurz in die Augen geschaut und nach Hinweisen für eine mögliche Gewalteinwirkung gesucht, aber der Mann hatte wahrscheinlich eine Überdosis Schmerzmittel. Dann haben wir eigentlich nur gewartet auf die Rechtsmediziner und er hat seinen Bericht geschrieben. Wir aßen dann Lunch in einem mexikanischen Restaurant. Zurück im Büro besorgte er mir das Miami PD Patch und stellte mich seinem Boss vor, der sehr lustig war. Ich unterhielt mich noch eine Weile und sein Boss gab mir noch ein Patch von der Homicide Unit.

5th Feb. 2020 - Mittwoch - CSI

Heute war ich bei der Crime Scene Unit. Im Grunde arbeiten sie dort mit den gleichen Beweissicherungsverfahren wie bei uns. Crime Scene Investigation ist zu vergleichen mit unserer Kriminaltechnik. Ich war an einem Montag bei der CSI und dazu in einer Frühschicht. Dies bedeutete, dass jede Menge organisatorischer Kram und die Aufarbeitung von Schreibarbeit auf dem Programm stand. Deshalb kam auch kein einziger Einsatz rein, was für mich natürlich sehr traurig war, weil ich gerne gesehen hätte wie sie arbeiten. Sie haben mir dafür aber alles gezeigt, wie z.B. Das Labor.

6th Feb. 2020 – Fireamrs Detail/ Gun Range

Heute war ich bei einer Art Lehrgang mit dabei, den einige bereits fertige Polizeibeamte belegten. Das Thema war: Umgang mit Taser, Schießtraining Taser und Pistole, anschließend Unterricht über tödliche Waffen und rechtliche Rahmenbedingungen. Zum Vorgehen beim Schießtraining konnte ich folgende Disziplin beobachten: Scan and Holster (Nach jedem Schieß-Durchgang), was bedeutete, dass nach jeder Übung die Umgebung abgescannt werden sollte, um den Mechanismus einzuprägen, immer auf weitere Gefahren vorbereitet zu sein und erst dann durften sie ihre Waffe holstern. Sie haben sehr viel geschossen, es war auch eine ungewöhnlich große Gruppe (fast 30 Leute), alle bereits fertige Beamte.

Die Grundsätze beim Gebrauch von Schusswaffen war sehr ähnlich zu unseren: im Grunde muss immer eine Gefahr für Leib oder Leben bestehen oder jemand muss im Begriff sein jemandem eine tödliche Verletzung zuzufügen. Es wurden viele Szenarien durchgesprochen und auch Videomaterial gezeigt.

Am heutigen Tag bin ich dann auch in mein Zimmer in der Academy eingezogen. Abends bin ich zur Bayside gelaufen und habe um 17 Uhr eine Cruises Tour gemacht an allen Küstenhäusern entlang, wo die ganzen Stars leben. Ich hatte dort einen wundervollen Sonnenuntergang und genoß es endlich in der City zu sein und dort nun auch zu schlafen, so nah am ganzen Geschehen.

7th Feb. 2020 – PST Downtown

Für heute war eigentlich Marine Patrol geplant gewesen, aber es regnete. Spontan sollte ich dann den Tag mit PST (Problem Solving Team) Downtown verbringen. So lernte ich zuerst am Morgen den Commander für das Downtown PST Team kennen und er berichtete mir ein wenig über die spezifischen Aufgaben seiner Einheit. Der große Unterschied zur normalen Patrol bestand darin, dass PST keine Notruf-Einsätze entgegennahm. Die fuhren lediglich in ihrem NET (Neighborhood Enhancement Team) herum und suchten sich selbst ihre Verstöße, um diese zu ahnden.

Was auch zum Aufgabenfeld des PST gehört ist das Statistik führen darüber, welche Straftaten am häufigsten begangen werden, wo diese begangen werden (wo sind die Hotspots) und auch zu welchen Zeiten (Tageszeit oder Wochentage) diese am häufigsten stattfinden. Das coolste war, dass all diese gesammelten Erkenntnisse statistisch in einem bestimmten Programm ausgewertet werden und in Form von Karten mit verschiedenen Symbolen dargestellt werden. Da habe ich auch wieder gemerkt wie modern und fortgeschritten das Department dort ist, sie nutzen wirklich sehr hilfreiche Programme und Systeme, um ihre Arbeit bestmöglich verrichten zu können. Auf diese Weise wissen sie immer wo ihre Problemschwerpunkte liegen.

Der Commander verlangt von seinen Teams immer diese Listen (zu vergleichen mit unseren Lageberichten, die am Ende jedes Tages im Revier erstellt werden mit den interessantesten Vorkommnissen), um diese den Statistiken beizufügen und im Anschluss Rückmeldung an sein Team zu geben, in welcher Gegend sie präsenter und aktiver sein sollen. Das PST arbeitet also sehr proaktiv. Aus diesem Grund variieren auch dort die Arbeitszeiten. Sie haben keine festen A-,B- und C-Shiften, denn der Commander schaut, dass er seine Leute so einsetzt, dass es der Kriminalität in seinem NET entgegenwirkt, sprich diese bekämpft. PST kümmert sich auch um Kriminalpräventive Arbeit, sie kümmern sich um die Entwicklung von Flyern und deren Verbreitung und arbeiten auch sehr nah am Bürger, gehen auf deren Bedürfnisse und Beschwerden ein.

Ich war an dem Tag mit Superior Officer Orlando Merced unterwegs in Downtown. Wir aßen Frühstück im Manolo und Rene Grill zusammen mit zwei anderen Officers und fuhren danach etwas rum. Dabei fanden wir einmal drei Personen, die in der Öffentlichkeit tranken. So etwas zu tun, ist dort bereits arrestfähig. Im Übrigen sind die meisten Verstöße dort arrestfähig, den Eindruck hatte ich zumindest.

Man hätte eher fragen sollen, was denn dort nicht unter Arrest stand. Dann fanden wir nochmal zwei Personen trinkend in der Öffentlichkeit. Zum Feierabend hin aßen wir Diner bei Los Ranchos an der Bayside.  

10th Feb. 2020 – Patrol Brickell, South (B-Shift)

Heute war ich für Patrol in Brickell geplant im South District. Die Schicht begann um 14 Uhr (B-Shift). Heute fuhr ich mit einer Polizistin. Sie hatte um 3 einen Termin bei Gericht. Wir verbrachten eine ganze Weile damit erst einmal das richtige Gericht zu finden. Es war eine eigenartige Erfahrung. Nicht einmal in Deutschland bin ich bisher in die Gelegenheit gekommen bei einer gerichtlichen Aussage dabei zu sein. Es war komisch, da die ganze Befragunf bzw. Aussage in einem kleinen Büro stattfand, zusammen mit der Verteidungsanwältin und einer Protokollantin.

Eigenartig, dass die Verteidigerin des Beschuldigten direkt die Fragen an die Polizisten richtet. Es wurden eingangs die bekannten steifen Fragen wie bei Gericht gestellt, ob man sich darüber im Klaren sei, dass man nur die Wahrheit sage und nichts als die Wahrheit. Es war sehr interessant für mich dort einmal dabei zu sein. Es ist faszinierend wie in den USA innerhalb von Sekunden die Stimmung von freundschaftlich, locker und heiter in distanziert und ernst übergehen kann. Nachdem wir dort fertig waren, begaben wir uns auf Streife. Wir hatten zwei kleine Notrufe, die aber nicht viel polizeiliche Arbeit abverlangten. Zum Abend hin als ich hungrig wurde, meinte der Sgt. der Gruppe, dass er mit mir Diner essen würde.

Ich muss schon sagen, dass egal mit wem ich während des Programms unterwegs war, jeder stets darauf geachtet hatte, dass ich nicht hungern musste. Alle haben sich immer sehr gut um mich gekümmert. Eins kann man den Amerikanern definitiv lassen, sie sind gastfreundlich. Der Sgt. zeigte mir eines seiner Restaurants , in denen er oft Off Duty arbeitete. Es war eine super schicke Bar/Restaurant, wo oft Live Musik gespielt wird. Es gab leckeres Essen und wie immer auch einige Gerichte aus der kubanischen Kultur. Miami ist ein Zentrum gemischter Kulturen und vor allem kommst du mit jeder Menge Kubaner in Kontakt, die kubanische Kultur ist allgegenwärtig und ich mochte es überaus.

Ich hatte gerade etwas von einem Off Duty Job erwähnt. Falls ihr euch fragt was das ist… berechtigt. So etwas gibt es bei uns so nämlich nicht, aber dort machen das so gut wie alle. Es ist für sie eine gute Gelegenheit noch ordentlich Geld neben ihrer normalen 40 Stunden Woche zu verdienen. Off Duty bedeutet dass sie nach ihrer regulären Arbeitszeit für ein paar Stunden als Sicherheitskraft sozusagen arbeiten, meistens in gut besuchten Bars oder Clubs, was die Sicherheit dort erhöhen soll bzw. dafür sorgen soll, dass weniger Schlägereien oder dergleichen stattfinden.

Für die Polizisten ist es leichtverdientes Geld und dazu können sie in den entsprechenden Bars gute Kontakte knüpfen und kommen dort jederzeit umsonst rein und genießen einen gewissen Sonderstatus. Der Sgt. hatte am darauffolgenden Samstag beispielsweise einen Off Duty Job in einer Bar namens „KIKI on the River“. Es ist eine erstklasse Bar, in der ich mich super special gefühlt habe. Überall reiche Leute, die mit ihrem Geld um sich warfen. Die Bar lag direkt an einem Pier, weshalb dort auch eine Yacht stand. Ich glaube alleine und privat wäre ich nie in eine solche Bar reingegangen. Der Sgt. Hat sich um alles gekümmert, der Vorteil von Vitamin B. Er sorgte dafür, dass z.B. mein Auto vom Valet Parking Service entgegen genommen wurde, dass ich immer was zu trinken hatte und ich musste mich um nichts sorgen. Und bei so einem Off Duty Job verdienen die Beamten um die 50-75 $ die Stunde.

Nun nachdem wir gegessen hatten, zeigte mir der Sgt. Noch sein Neighborhood, Brickell. Übrigens das NET, das ich am meisten mochte. Es ist das NET, wo die meisten Hochhäuser stehen, wo das Nachtleben stattfindet und eine riesige Auswahl an Bars und Restaurats vorhanden ist und dazu ist es eine gute Gegend. In Miami unterscheidet man jede Gegend in gut und schlecht. Jedes NET ist unterschiedlich, ist das eine ein Reichenviertel, so kann das benachbarte schon wieder vor Armut strotzen.

NICE TO KNOW:

  • Viele Polizisten arbeiten neben ihrer normalen Arbeitszeit Off Duty
  • Off Duty Jobs bringen 50-75 $ die Stunde je nachdem wo sie arbeiten
  • Das Grundgehalt eines Polizisten im The City of Miami Department beträgt 3500 $ im Monat, bereits während der Ausbildung.
  • Nach jedem Jahr im Dienst steigt das Gehalt
  • Die Polizisten werden alle zwei Wochen bezahlt
  • Ein Polizist geht für gewöhnlich mit ungefähr 45 Jahren in Rente bzw. kann dann in Rente gehen wenn er wollte
  • Die Polizisten haben auch eine 40 Stunden Woche, aber jede Schicht geht dort 10 statt 8 Stunden, dadurch arbeiten sie nur 4 Tage die Woche
  • Polizisten ziehen sich vor ihrer Schicht bereits zuhause in Uniform um und fahren mit ihrem Dienstwagen zur Dienststelle, da sie immer alles zuhause haben (Dienstwagen, Uniform, Waffe)

11th Feb. 2020 – PST Downtown Beats

Heute war ich wieder für PST Downtown eingeteilt, allerdings mit einem Beats-Officer. Sein Name war Jose Díaz. Wir hielten eine Weile Ausschau nach Drogen aber es war nichts los. Bei der Gelegenheit zeigte er mir gleich Overtown, ein schlechtes Viertel, das an Downtown angrenzt und nur durch Bahngleise davon getrennt wird.

Erkenntnisse:

  • Es gibt hier so eine Art Arrest Form Blatt, es fungiert gleichzeitig als Anzeige und wird immer dann ausgefüllt, wenn eine ‚arrestable Crime‘ vorliegt. Hier sind fast alle Straftaten arrestfähig. Das Formular wird meist dann ausgefüllt, wenn die Person aufgrund der Tat festgenommen werden könnte, aber aufgrund bestimmter Umstände nicht direkt in Gewahrsam genommen werden kann. Selbst wenn die Person nicht physisch in Arrest genommen wird, gilt sie als arrested. Bei dem Formular wird die Gefangennahme ersetzt durch einen Termin vor Gericht. Wenn die Person dann nicht dort erscheint, wird sie zur Festnahme ausgeschrieben und kann jederzeit festgenommen werden bei Antreffen.
  • Ähnlich wie bei uns, kennen die meisten Polizisten die Straftäter aus ihrer Gegend bei Namen, die immer wieder straffällig werden.

12th Feb. 2020 – K9 Unit, Training Day

 Heute war ich mit der K9 Unit ab 15 Uhr unterwegs. Es war ein Mittwoch und mittwochs ist bei ihnen immer Trainingstag. Das heißt heute waren wir die meisten Officers nicht für eingehende Einsätze zur Verfügung. Das Training findet immer in der realen Welt statt und nicht auf einem Übungsgelände. Sie suchten sich einen Block aus, in dem es Einfamilienhaus an Einfamilienhaus gab.

Im Voraus hatten die Trainer schon an den Haustüren geklingelt und gefragt, ob die Unit für den Tag ihre Hintergärten nutzen dürfte. Dort würden sie immer einen Trainer im Schutzanzug verstecken, der den Straftäter spielen würde für die jeweiligen Übungssachverhalte. Diese Art des Trainings wäre in Deutschland glaube ich auch unvorstellbar, kann ich mir zumindest denken, so wie die deutschen auf ihre Privatsphäre bestehen. Aber mit Gewissheit kann ich nicht sagen, dass wir in Deutschland das so nie handhaben würden, denn mit unserer Hundestaffel war ich noch nie unterwegs und auch nicht beim Training dabei.

Notizen:

  • Der größte Grundsatz, den ich persönlich sehr cool fand, war: Always dogs‘ paws before boots
  • Dogs Go everywhere (no Stone stays Unturned)
  • Immer die gleiche Reihenfolge: dog, back-up, handler (Hundeführer), immer mind. 2 Personen Back-up
  • Hunde bellen nicht immer bei Fund, nur im perfekten Szenario bellt der Hund als Signal für Fund, deswegen wird immer alles genauestens durchsucht
  • Anderes Signal außer Bellen kann auch das Aufstellen auf die Hinterpfoten sein
  • die Polizisten übernehmen den Thinking Part, die Methodik und die Taktik, das st wichtig weil manchmal Personen underground sind und die Hunde bellen vllt ein Fenster an weil es darüber ist
  • Das back-up team hat die Waffen
  • Nur der Handler gibt Commands zu dem Hund und dem Offender
  • Alle Handlers werden bei dem Namen ihrer Hunde gerufen, sie bilden ein Team, eine Unit
  • Es gibt 21 Hunde und somit 21 Handler in der K9 für the City of Miami.
  • Solange der Offender noch nicht zu sehen ist und der Hund schon das Signal gegeben hat dass er irgendwo drin ist, besteht keine Eile; die Back-upper und der Handler müssen untereinander kommunizieren wer öffnet usw. „no rush“; you don’t have to run to your death, you can walk (said the Sgt. Ronald Hidon, K9 Trainer und beim SWAT; er war sehr authentisch und cool)

13th Feb. 2020 – PST Upper East Side

Heute war ich wieder mit einem PST unterwegs, jedoch in einer neuen Gegend. Wie ihr euch schon denken könnt, gehört dieses NET zu den besseren Gegenden. Allerdings wie ich schon sagte, kann das benachbarte NET das komplette Gegenteil sein und so war es hier auch. An die Upper East Side grenzt Model City an, eine sehr schäbige Gegend und getrennt werden diese Gegenden lediglich durch Bahngleise, wie die Grenze zwischen Downtown und Overtown. So passiert es eben oft, dass die Leute aus Model City rüberkommen, in der guten Gegend die Straftaten verüben und dann wieder zurückkehren. Die häufigsten begangenen Straftaten sind Burglarys (Besonders Schwerer Diebstahl), in das Eigentum der wohlhabenden Leute an der Upper East Side. Am heutigen Tage hatten wir nicht wirklich viele Einsätze, lediglich einen versuchten Suizid. Doch dem Mann passierte nichts und es machte auch eher den Anschein als brauchte er Hilfe, als dass er sich tatsächlich das Leben nehmen wollte.

14th February 2020 – Gangs & Narcotics

Eigentlich kann man die Einheit nicht Gangs & Narcotics nennen. Es gibt die Gang Unit, die Narcotics Unit und die S.I.S. für Special Investigations, wie z.B. bei Amokdrohungen. Einer solcher Drohung gingen wir heute auch nach. Es stellte sich raus, dass es sich um einen Jungen am College handelte, der seine Versicherung anrief, weil diese die Beiträge erheblich erhöht hat. Weil der Junge darüber so in Rage geriet, äußerte unüberlegt die „Columbine“, was in den USA bereits als Amokdrohung durchgeht, aufgrund der Ereignisse an der Columbine Highschool vor vielen Jahren, als dort zwei Jugendliche wild um sich schossen. Die Ermittler trafen sich mit dem Jungen und führten ein klärendes Gespräch, womit der Sachverhalt theoretisch abgeschlossen war.

Am späteren Nachmittag sollte ich mit der Gang Unit rausfahren, um deren Arbeitsweise kennen zu lernen, jedoch regnete und somit fielen alle ihre Pläne wortwörtlich ins Wasser. Ich würde aber am kommenden Donnerstag noch einmal mit ihnen den Tag verbringen.

18th Feb. 2020 – Patrol Brickell (B-Shift)

Heute war ich wieder einmal mit dem Sgt. Unterwegs vom letzten Mal, als ich Brickell war. In der heutigen Schicht hatten wir lediglich einen Einsatz. Es handelte sich um eine ältere Frau, die dement krank war und Alzheimer hatte. Sie und ihr Mann sind erst zwei Tage zuvor nach Brickell gezogen. Ihr Mann war tierisch besorgt um sie. Der Sgt. Kümmerte sich gleich um alles und organisierte seine Teams. Er verteilte Streifenwagenrings herum in unmittelbarer Nähe, gab eine Personenbeschreibung durch und ging in das Wohngebäude, aus dem die Frau verschwand. Ziel war es die Zeit einzugrenzen, zu der die Frau weglief. Dazu wurde das Videomaterial der Überwachungskameras ausgewertet. Tatsächlich fanden wir die Frau auf einer der Kameras. Im Anschluss gingen wir fußläufig die Umgebung ab und befragten Personen, ob sie die vermisste Person gesehen hatten. Auch mit dem Auto fuhren wir umher auf der Suche nach ihr. Dann kam schließlich ein Funkspruch des Ofc. Der den Eingang des Gebäudes überwachte. Die Frau war von allein zurückgekehrt, und ihr Mann war heilfroh. Danach aßen wir etwas in Little Havanna in mittlerweile meinem Lieblingsrestaurant (Old’s Havanna).

19th Feb. 2020 – Riot Police Training

  • Lehrgang findet normalerweise einmal im Jahr statt (jeder Polizist muss daran teilnehmen um in einem Ernstfall vorbereitet zu sein)
  • Training besteht aus vier Stunden Theorie und dann 3-4 Std. Praxistraining auf einem Gelände außerhalb der Academy
  • Dabei werden ungefähr 4 Grundformationen geübt, um nicht zu überfordern
  • Der größte polizeiliche Gegner ist in den USA die ANTIFA
  • An der Westküste gibt es eine andere Gruppe: Miami Occupy
  • Mobile Field Force (MFF) = concept in response to the civil disturbances that occurred in May of 1980  15 people died, several hundred were seriously injured  MMFF developed (designed to provide organized response to civil unrest and crowd control in an urban setting on a large scale)  restore order, move crowds, rescue victims and isolate problem areas
  • Group rather than individual actions • A MFF consists of: 1 Ltn. – 6 Sgt. – 42 Line Ofc. (Support Team for Arrests)
  • Response Platoon (RP) = the same but smaller scale
  • Law: 1st Amendment Rights to the US Constitution guarantees a citizens right to protest ( in accordance to the law) – Law Enforcement role during a legal demonstration  protecting the right of ALL citizens
  • Primary role of MPD: Protection of life, Property and to maintain order
  • Formations: line, double line, column formation (double), skirmish line (with tactical space), Wedge Formation = Polizeikeil, Encirclement Formation (one or double) to rescue people or arrest, abwechselnd schaut einer nach innen und einer nach außen
  • Skirmish line close support (two lines) like “doppelte Polizeikette verdichten”
  • Sergeant = Squad leader, stands behind his group
  • Masking Drill = Masken aufsetzen (in Line), es wird abgezählt 1-2-1-2-1-2, zuerst setzen die einsen ihre Masken hinter den 2en auf, geschützt und dann wird gewechselt
  • Vehicle Rescue: zwei Polizeiwagen bilden wie eine Art Keil um das betroffe Auto (links und rechts), Sgt. Ist verantwortlich, die Fahrer verlassen ihre Position nicht, jeder Officer übernimmt einen Winkel den er beschützt

20th Feb. 2020 – Gang Unit

Sie verfolgen hauptsächlich Straftaten in Bezug auf Waffen und Narcotics/Drogen. Außerdem verfügen sie über riesige Karteien über sämtliche existierende Gangs in Miami und davon gibt es wirklich viele. Sie wissen Bescheid über Handzeichen, Tattoos, Instagram-Accounts, auf denen sie ihnen sogar folgen und deren Stories verfolgen und sie kennen fast alle Gang-Mitglieder bei Namen. Sie bei Gang Unit verschiedene Vorgehensweisen bei Operationen:

  • buy/walk (sie filmen den Kauf einfach nur und verschwinden ohne einen Zugriff, sie sammeln die Käufe über einen längeren Zeitraum, was die Strafe erhöht
  • buy/bust (Arrest as soon as the deal is done)
  • U/C (undercover, police officer)
  • CI (confidential informant) kein officer, manchmal gang Mitglieder selbst die wählen können ob sie helfen wollen oder in den Knast gehen wollen Verschiedene Wege zu observieren, zu beobachten und Beweise zu sichern, zu filmen:
  • Kameras in Caps versteckt, Uhren, Ketten, Kaffeebecher etc.
  • GPS Magneten, die sie unter Autos deponieren
  • Lauschgeräte (Geräuschspionage) für Hotelzimmer
  • Mikrofone
  • etc.

21st Feb. 2020 – Tactical Burglary Detail

Den Tag mit dieser Einheit zu verbringen arrangierte der Lt. Der Gang Unit von gestern für mich, weil er den Sgt. Von hier kannte. Wie der Name schon sagt, kümmert sich diese Unit hauptsächlich um Einbruchsdiebstähle, meist in Autos. Heute ging es um eine Zielperson, die mal in Little Havanna lebte, dessen derzeitiger Aufenthaltsort jedoch ungewiss war. Die Vergehen dieser Person bezogen sich auf das Stehlen von Autoairbags. Seit vier Monaten planen sie die Operation und heute sollte er festgenommen werden.

Dazu fuhren wir über Stunden hinweg Streife in Little Havanna und versuchten ihn über seine Freundin aufzuspüren, die in einem Wendy’s arbeitete. Lange war keine Spur von ihm. Dann begannen wir das Haus seines Stiefvaters in Coral Way, einer sehr schicken Gegend, zu observieren und siehe da, nach einer halben Stunde sahen wir unsere Zielperson vor der Haustür zum Rauchen. Ich fand es sehr spannend zu erleben, wie die Ofc. Während einer solchen Operation miteinander kommunizieren, zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch schon etwas ihre Funksprache durchschaut und verstand diese schon besser.

Wie gesagt sie verwenden viele Codes, wie QSL (hab verstanden), QRU (alles gut hier), QTH (location), QTM (wiederhole), etc. Es war cool zu sehen wie sie observieren, was für Tricks sie haben um möglichst unerkannt zu bleiben und was für Sicherheitsvorkehrungen sie treffen. Alles in einem hat mir der Tag mit der Unit sehr viel Spaß gemacht. Die Kollegen hier arbeiten sonst auch sehr viel proaktiv, wodurch auch sie sehr flexibel in ihrer Arbeit sind und was natürlich sehr für diese Unit spricht, weshalb die Ofc. Hier auch ihre Arbeit mögen.

24th Feb. 2020 – Marine Patrol

Heute verbrachte ich den Tag mit der Marine Patrol. Das Team, mit dem ich unterwegs war, nennt sich gegenseitig Meerjungfraumann & Blaubarschbube. Die beiden sind ca. seit 4 Jahren in dieser Unit und Ofc. Del Castillo, der mich zuerst in Empfang nahm, schwärmte so sehr von seinem Beruf. Er sagte er liebt es zur Arbeit zu gehen, denn schon als Kind ist er viel auf Booten unterwegs gewesen.

Sie müssen sämtliche Gewässer rund um Miami bewachen und natürlich den Miami River. Durch den River muss man sehr langsam fahren, weil dort viele Seehunde leben und diese sonst verletzt werden könnten. Somit kann es ganz schön lange dauern einmal durch den River und zurück zu fahren. Aber über den River gelangt man viel schneller von Stadtteil zu Stadtteil als mit dem Auto, natürlich. So hielten wir zum frühstücken z.B. kurz in Brickell und sprangen danach wieder aufs Boot. Im Laufe des Tages hielten wir auch bei der Station der Pferde Staffel. Sie stellten mich allen noch anwesenden Pferden vor und Odc. Del Castillo berichtete mir von seiner Zeit, als er noch bei der Staffel war, kurz bevor er zur Marine Patrol ging. Auf dem Gelände werden die Pferde auch trainiert. Es gab nur ein einziges weibliches Pferd.

Die hauptsächliche Aufgabe der Marine Patrol bestand darin für Sicherheit in den Gewässern zu sorgen. Dafür verteilen sie größtenteils Strafzettel, also eher weniger Schreibarbeit, und seltener auch mal große Anzeigen, wenn sie selbst Einbrüche auf Booten mitbekommen und Gefahr im Verzuge besteht. Außerdem werden sie auch oft gebraucht, um Autos aus dem Wasser zu ziehen, wenn Leute ihr Boot abladen wollten und dabei ihr Auto mit hinterher rutschte. Sowie das Bergen von Wasserleichen zählt zu ihren Aufgaben. Das war es im Wesentlichen auch eigentlich schon. Ich fand es einen gelungenen Abschluss einen Tag auf dem Wasser zu verbringen, den Speed des Bootes auszutesten und die Sonne zu genießen.

Danksagung

So neigen sich dreieinhalb Wochen dem Ende. Ich habe in diesem Bericht alle Units genannt, in die ich reinschnuppern durfte und ich hoffe, euch einen kleinen Einblick gegeben zu haben, sodass auch ihr euch ein Bild von dem City of Miami Police Department machen könnt.

Ich bereue es kein Bisschen diese Chance genutzt zu haben. Nicht jeden Tag passierte etwas Herausragendes, aber die Zeit, ganz egal mit wem ich sie verbrachte oder wo ich war, war etwas ganz Besonderes. Ich hatte immer nette Menschen um mich, die mir halfen wo sie nur konnten und die stets anboten behilflich zu sein, falls ich was brauchte. Viele boten mir an, mir die City zu zeigen, sagten mir wohin ich unbedingt gehen sollte und informierten mich über alles, was ich wissen wollte. Auch für die Zukunft wurde mir die Möglichkeit geboten, sie jederzeit wieder zu besuchen oder auch gerne Kontakt aufzunehmen, wenn ich mal Fragen bezüglich eines Falles, einer bestimmten Vorgehensweise oder Sonstigem haben sollte. Ich kann bestätigen, dass die Beziehung zum Miami Police Department eine gute ist, ich war nicht die erste deutsche Polizistin zu Besuch und ich hoffe mit meinem Praktikum einen Beitrag zur Stärkung dieser Bindung beigetragen zu haben.

Polizei sind sehr viele Unterschiede vorhanden. Meiner persönlichen Meinung nach gibt es dort drüben viele Vorgehensweisen und Einsatzmittel, an denen man sich orientieren könnte und über die man nachdenken könnte in unsere Polizei zu übernehmen. Doch trotz dessen fragten mich auch dort einige Polizisten, ob es denn bei uns etwas gäbe, was sie vielleicht nicht kennen, aber durchaus von Vorteil für sie wäre. Somit kann ich sagen, dass die Amerikaner ein sehr freundliches und offenes Volk bilden, die Polizisten sind loyal und stolz. Sie geben sich ihrer Berufung voll hin und strahlen einen Spirit aus, der ansteckend ist. Definitiv eine Freundschaft, die man sich erhalten sollte und von der man sich eindeutig inspirieren lassen sollte.

In diesem Sinne möchte ich mich noch einmal bei allen Leuten bedanken, die auf dieser einschneidenden Reise meinen Weg kreuzten und so geholfen haben, ihn mir leichter zu machen. Sie haben mir den Weg frei gemacht und geebnet. Ohne sie hätte ich diese Erfahrung niemals machen können.

Zu allererst danke ich Rachel Hendrickson. Die erste Person zu der ich überhaupt Kontakt aufgenommen hatte. Bereits ein Jahr vor der geplanten Hospitation schrieb ich ihr die erste E-Mail. Von Anfang bis Ende konnte ich immer auf eine Antwort und auf Auskünfte nach bestem Wissen und Gewissen von ihr zählen. Sie hielt mich immer auf dem Laufenden, tat ihr Bestes um den Prozess zu beschleunigen und schöpfte alle Ressourcen aus.

Durch sie geriet ich schließlich an Jerry Rudoff, einem IPA-Mitglied aus Miami. Auch ihm danke ich von ganzem Herzen. Er nahm zu mir Kontakt auf. Er zeigte mir schließlich die letzte Möglichkeit auf mein großes Ziel zu erreichen, der Eintritt in die IPA. Er tat alles was er konnte und bangte mit mir. Durch ihn nahm ich Kontakt zur IPA Deutschland auf. Und auch den deutschen IPA-Mitgliedern gilt großer Dank.

Ihren Kontakt suchte ich in letzter Not, um meinen Traum wahrwerden zu lassen. Jeder einzelne zeigte mir, dass es tatsächlich noch Menschen gibt, die ganzen Einsatz zeigen können, ohne selbst etwas davon zu haben. Keiner von ihnen hätte mich so sehr unterstützen müssen, doch ich bin ihnen unglaublich dankbar, dass sie es dennoch taten. (Andreas Pöschel, Leiter Verbindungsstelle Magdeburg; Dietmar Bloch, Geschäftsstelle Magdeburg; Horst Bichl, Präsident der IPA; Peter Herwig, Generalsekretär; Annette Große, Landesgruppe Sachsen-Anhalt; Rosemarie Müller, Geschäftsstelle IPA Deutschland)

Vielen Dank Ihnen allen!